Der Dramatische Verein St. Moritz und seine Geschichte

Lange Tradition und ungebrochene Spiellust

Nachforschungen über das Kulturarchiv Oberengadin, Samedan und die Kantonsbibliothek Graubünden, Chur haben ergeben, dass die konstituierende Sitzung am Donnerstag 21. Oktober 1897 in St. Moritz stattgefunden haben muss. Als 1. Präsident amtete Herr Emil Thoma-Badrutt, seinerzeit Privatsekretär im Hotel Kulm. Er hat, während 45 Jahren die Geschichte von St. Moritz im Hintergrund entscheidend mitgestaltet.

 

Leider sind während der Jahrhundertwende und bis nach dem 1. Weltkrieg keine Informationen mehr vorhanden. Erst in den zwanziger Jahren konnten Unterlagen über Aktivitäten des Dramatischen Vereins gefunden werden. Treibende Kraft und Präsident war damals Valentin Eichholzer, Primarlehrer in St. Moritz, unterstützt durch Camille Hoffmann, Pfarrer und Kurdirektor von St. Moritz. Angeblich wurden per 8. Oktober 1926 auch Statuten aufgesetzt, welche den Zweck hatten, die Förderung der Kenntnisse der dramatischen Literatur und die Aufführung dramatischer Werke. Wirklich unterzeichnete und durch eine Versammlung abgesegnete Statuten wurden nie gefunden und man nahm über Jahrzehnte an, dass es keine gab. Erst in jüngerer Zeit, d.h. anlässlich der Generalversammlung vom 12.04.2011 traten effektive Vereinsstatuten in Kraft. Geprägt war und ist nach wie vor der Verein von einer mehr oder weniger losen Gemeinschaft von theaterbegeisterten Leuten, welche vor allem das Ziel haben, das einheimische Publikum, aber auch Gästen  ein paar unvergessliche und humorvolle Stunden zu bereiten. Nicht zuletzt aber auch als ein Teil des Kulturangebotes von St. Moritz.

 

Anfangs der dreissiger Jahre erhielt der Verein neue Impulse und jugendlicher Auftrieb durch Giachem Otto Steiner. Er prägte den Verein über 40 Jahre lang als Schauspieler, Regisseur und Präsident.

In Erinnerung an diesen Neuaufbruch bleiben Namen lebendig, welche oftmals die Bühne belebten und zu persönlichen Reminiszenzen Anlass gaben:

Hans Peter Tratschin, Luigi Bernasconi, Gian Andreossi, Josef Heudorf, Hugo Wetzel, Jordan Levi, Ursi Thöni, Tina Bisatz die Geschwister Steffani, Ida, Carla und Franca. Rosa und Trudi Koller, Gritli Vinzens und Adelina Robbi, Adolf Häberli Anton Gamma und Boby Breiter und nicht zuletzt auch die Gattin von G.O. Steiner, Berty Steiner als Souffleusin.

Später gesellten sich zu ihnen bekannte Namen wie,  Arthur und Mietta Scherbel, Richard Dillier, Marcel Wergles, Marga Clavadätscher, Mario und Brigitte Mathis, Hanspeter Hörler, Trudi Cadisch, Ingelore Balzer, Mario Verdieri, Robert Röher. Die Liste ist sicher nicht vollständig.

 

Der Verein kommt jeweils mit einem Minimum an Organisation aus. Es ist der gute Wille seiner Mitglieder. Wer mitmacht, macht hundertprozentig mit. Mit vollem Einsatz an die gestellte Theateraufgabe, gepflegt wird aber auch die Kamerad- und Freundschaft. Nebst dem Auftritt auf der Bühne hatten viele von ihnen zusätzliche Chargen im Verein, als Präsident, Kassier, Regie, Inspiziens, Spielkommission etc. Auch die Technik liegt seit drei Generationen in gleicher Hand, Silvestro, Albino und jetzt Andrea Biffi haben die nicht immer leichten Herausforderungen angenommen, die Aufführungen zu begleiten und zu unterstützen.

 

Die Aufführungen fanden in früherer Zeit in der alten Scala (Kino), im abgebrannten Grand Hotel und über Jahrzehnte im Badrutt’s Palace Hotel, Embassy statt. Seit 2 Jahren wird im altehrwürdigen Saal des Hotels Reine Victoria aufgeführt.

 

In all den Jahren wurde eine breite Palette von Theater Stücken eingeübt von anspruchsvollen geschichtlichen Themen über Komödien, Lustspiele und Schwänke, dazu einige Beispiele:

Wilhelm Tell von Friedrich Schiller, Verrat von Novara, Wallensteins Tod,  Das Haus in Montevideo und Hokuspokus von Curt Goetz, Der Hexer von Edgar Wallace, Schöne Geschichten mit Papa und Mama, Grille und Ameise, beide von Alfonso Paso, Der wahre Jakob, Pension Schöller, Das Herrschaftskind, Guten Abend Mrs. Sunshine,  Boeing, Boeing, in jüngster Zeit , Die Mumien von Martin Suter und aktuell, Die falsche Türe von Franz Hohler.

 

Wie bereits erwähnt gilt es im Verein auch die Kamerad- und Freundschaft zu pflegen. Zusätzlich sollen auch Inspirationen eingeholt werden. Zu diesem Zweck dienen die Vereinsreisen, welche jeweils einen kulturellen und gesellschaftlichen Aspekt beinhalten. Viele Jahre gehörte als Tradition der Besuch der Scala Milano dazu, Wien, München, Hamburg, Berlin, Budapest waren ebenfalls besuchte Destinationen.